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"Man braucht ein gewisses Mass an Modernität" Weimarer Tagebücher (Nachträge)

Am letzten Tag ihrer Reise besuchte die Reisegruppe der Atelierschule den Frankfurter «Main Tower» und hatte das Vergnügen, die Metropole aus 200 Metern Höhe zu betrachten. Schreibauftrag: Ein Essay zum Thema «Frankfurt: Eine moderne Stadt?» oder zur Altstadt Frankfurts und deren Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg.

Florent Bidaut 20.06.2019

Frankfurt ist eine faszinierende Stadt. Sie ist die Finanzhauptstadt Deutschlands, hat viele Einwohner und fast alle deutschen Wolkenkratzer. Man findet vereinzelt noch Überreste, die etwas älter aussehen, wie z.B. das Goethehaus, doch direkt dahinter sieht man schon wieder den Commerzbank-Tower hervorragen.

Alle Gebäude sind sehr modern. Das liegt daran, dass die Alliierten Frankfurt im 2. Weltkrieg komplett zerstörten und die gesamte Stadt wieder aufgebaut haben. Doch es gab auch schon vor dem Krieg Überlegungen die Stadt abzureissen und wieder neu aufzubauen. Was bewirkt ein Neuaufbau überhaupt?

Was wohl der grösste Vorteil an einem Neuaufbau ist: man kann die Stadt den jetzigen Bedingungen anpassen. Die Strassen sollten heutzutage breiter sein, da einerseits LKW-Anlieferungen durch die Stadt müssen, andererseits gibt es viel mehr Autos, die natürlich breitere Strassen mit mehreren Spuren benötigen. Dies gibt es in alten Städten nicht. Zudem kann man den öffentlichen Nah- und Fernverkehr viel besser regeln. Mit einem guten öffentlichen Verkehrsnetz müssten die Leute auch viel weniger Autofahren, was wiederum der Umwelt zugute kommt. Für die Umwelt wäre auch ein Fahrradnetz von Vorteil. Dann würden weder Bahn- noch Autoverkehr überlastet. Ausserdem sind Parkplätze in Städten oft Mangelware. So hätte man die Möglichkeit auch dies mit in die Stadtplanung einzubeziehen.

Doch mit der kompletten Vernichtung einer Stadt verliert sie schlussendlich auch ihren Charme. Wahrscheinlich sähen alle Städte relativ gleich aus: Überall Betonblöcke und Glasfassaden die Hunderte von Metern weit in den Himmel ragen. Vielleicht noch vereinzelte Grünanlagen, doch jede Stadt würde am Ende wahrscheinlich mehr oder weniger wie New York, Dubai oder eben wie Frankfurt aussehen. Für viele Leute würde damit auf einmal auch Heimat verloren gehen. Der Ort, an welchem man aufgewachsen ist, wäre damit auf einmal weg, und das möchten wahrscheinlich auch nicht viele. Zudem ist es auch ein kostspieliges Unterfangen, eine gesamte Stadt erst bis auf die Grundmauern abzureissen und dann wieder komplett neu aus dem Boden wieder hochzuziehen.Ich denke, dass man ein vernünftiges Mittelmass finden sollte. Es bringt niemandem etwas, jedes etwas ältere Handwerkerhäuschen unter Denkmalschutz zu stellen, dies behindert nur die Weiterentwicklung. Man braucht aber trotzdem einige Bauten oder Stadtviertel, mit denen man sich identifizieren kann, die nur in dieser einen Stadt vorkommen. In einer Stadt immer alles umzubauen ist falsch, die Menschen müssen sich zuhause fühlen können, man braucht jedoch ein gewisses Mass an Modernität.

Projekt 113 - "Weimarer Reise-Journal" Jugendliche der Atelierschule Zürich schreiben auf ihrer Reise nach Weimar. Schreibcoach: Selma Matter (ehemals Mitglied der JULL Stadtbeobachter*innen).

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