S(t)ein - Aufnahme im JULL
- office08827
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S(t)ein
Ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr, ich halte das alles nicht mehr aus.
Glauben Sie mir, ich würde Ihnen heute gerne eine andere Nachricht überbringen, aber es ist meine Aufgabe, Ihnen die Wahrheit zu sagen und notwendige Entscheidungen zu treffen, auch wenn sie unangenehm und unpopulär sind.
Ab nächster Woche Dienstag gibt es bis Ende November einen zweiten Lockdown in Wien. Wie im Frühling werde ich wieder auf Zürich verzichten müssen. Für Ausnahmen komme ich zurück, wie für diesen Stein,
meine Wohnung
und Freunde.
Àpropos Wohnung, ich sehe meinen Stein, den blauen, von meiner Wohnung aus, samt der Nische, in der er sich befindet.
Es gab mal so eine Nacht, wo ich den Mond, den Stein und die grosse Aufschrift «Bullingerhaus» abwechselnd anschaute. Das Ganze war sehr romantisch, denn der Stein hat Augen. Obwohl Augenkontakt sehr billig sein kann, war er es in diesem Fall nicht, denn der Stein kann nicht reden.
Ich glaube, hat man weniger Sinne, werden die Sinne, die man besitzt, teurer.
Der Sinn des Denkens ist sehr teuer. Denken als sechster Sinn.
Der Stein sieht nichts, denkt nichts.
Ich bin kein Stein. Meine Augen sehen. Ich denke.
Ich will nicht gemein sein. Mir gefallen die Augen des Steines so sehr, dass ich extrem dankbar bin, funktionierende Augen zu haben. Rundum die Uhr sehe ich, zu viel. Der Stein sieht nichts.
Ich will keine Geschichte erfinden, wo dieser Stein was sieht. Was würde er schon von dort aus sehen?
Etwa die Nahrungskette vom Bullingerplatz.
Auto frisst Velo, Velo frisst Fussgänger. Seid vorsichtig!
Aufnahmen: Irene Eichenberger & Per Larsen
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260 - Bullingerfiguren - JULL-Statdbeobachter*innen. In Zusammenarbeit mit Reformierte Kirche Zürich. Schreibcoach: Gina Bucher.
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