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Der weisse Finger oder
Das Geheimnis von Einsiedeln
Auszug aus dem JULL Ready-Print Nr. 7
geschrieben von der Primarklasse 6a, Schulhaus Kügeliloo
An einem Freitagabend, als Kaylee und Katy schliefen, kam Shy mit
einem schwarzen Stift und malte Katy und Kaylee einen Schnauzer
und zusammengewachsene Augenbrauen an und machte ein Video
und Fotos und schickte sie an alle.
Sie suchten heute Morgen Shy, aber sie fanden sie nicht. Nach 20
Minuten fanden sie Shy. Dann haben sie sie zur Rede gestellt. Kaylee
fragte wütend: „Warum hast du das gemacht?“ Shy antwortete: „Es
war nur ein Video, beruhige dich!“
Katy schrie: „Lösch das Video sofort!“
Shy sagte dann aber, dass sie es nicht mache, weil es lustig sei. Und
dann sagte Kaylee, dass ihre Freundschaft vorbei wäre, wenn sie
das Video nicht lösche. Shy sagte, dass sie es nach ein paar Tagen
löschen werde, doch Kaylee wollte, dass sie es jetzt löscht. Doch
Shy sagte, sie mache es später. Und dann ging Kaylee mit Katy weg.
Shy ging dann auch weg.
Als Kaylee zu Katy sagte, dass Shy verschwinden muss, stimmte
Katy ihr zu. Sie gingen zum Brunnen, der auf der anderen Seite des
Internats war. Kaylee war eher mutig und Katy war schüchtern. Kaylee
hatte ein Sommerkleid an mit roten Schuhen. Katy trug eine schlichte
schwarze Hose mit einem weissen T-Shirt und weisse Schuhe. Als
sie beim Brunnen waren, tranken sie von jedem Abteil einen Schluck
und sagten ängstlich, Shy solle verschwinden. Doch plötzlich sahen
sie nur schwarz, dann kam ein Bild vor ihre Augen und dort sahen sie
Shy mit zwei merkwürdigen Männern. Dann kamen sie zur Realität
zurück. Sie fanden das komisch und darum gingen sie zurück in ihre
Zimmer und gingen gleich schlafen.
Es war fünf vor zwölf. Um zwölf läutete die Schulglocke. Katy und
Kaylee konnten es kaum abwarten. Unruhig rutschte Kaylee auf ihrem
Stuhl herum. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil Shy heute
nicht in der Schule aufgetaucht war. Sie bereuten ihren Wunsch zutiefst
und wollten nach der Schule unbedingt Shy suchen. Katy und
Kaylee dachten so viel darüber nach, dass sie gar nichts mehr vom
Matheunterricht mitbekamen. Doch endlich war es soweit, die Schulglocken
ertönten. Sie nahmen ihren Schulthek auf den Rücken und
stürmten aus dem Schulzimmer. Unglücklicherweise tat Dario das
Gleiche und Katy stiess mit ihm zusammen. Sie realisierte gar nicht,
was passiert war. Doch dafür war keine Zeit. Unruhig zog Kaylee
Katy mit sich mit. Sie rannten zusammen durch den Flur, die Treppe
hinunter durch den Eingang über den Hof. Und zu Shys Zimmer.
Als sie vor dem Zimmer standen, wurden sie ganz ruhig. Sie klopften
und traten hinein. In dem einfach eingerichteten Zimmer fanden sie
aber nur Shys Zimmermitbewohnerin Selina, die ihnen sagte, dass
Shy seit gestern Abend nicht mehr aufgetaucht sei. Kaylee bekam
einen Schock, aber auch Katy blieb wie vom Donner gerührt stehen.
Sie mussten dies alles erst realisieren.
Als Katy wieder zu sich kam, hatte sie eine Idee. „Wir können doch
zurück zum Wunschbrunnen gehen und diesen Wunsch ungeschehen
machen!!!!“
Es war ruhig. Kaylee sagte nichts, doch dann rief sie genervt: „Und
was dann?!!“
„Dann hoffen wir, dass Shy wieder zurückkommt!!!“ sagte Katy genervt.
Kaylee gab nach und sie gingen zusammen zum Wunschbrunnen.
Als sie dort ankamen, trauten sie ihren Augen nicht.
Die Lehrerin und Nonne Harabya besuchte Kaylee und Katy im Krankenzimmer.
Ihr Zimmer war im 2. Stock mit der Nummer 209 am Ende
des Flurs. Die beiden Mädchen sagten, dass sie eine sehr starke und
seltsame Vergiftung hätten, für die es kein Gegenmittel gäbe. Die
Ärzte wussten nicht, was für eine Vergiftung es war und wie sie den
beiden helfen konnten. Als Harabya, die Lehrerin, neugierig fragte,
wie sie sich eine Vergiftung holten, war es für einen Moment ruhig im
Zimmer. Leise und nervös murmelte Katy, dass sie und Kaylee sich
eine verdorbene Frucht geteilt hätten. Die Nonne merkte sofort, dass
es eine Lüge war. Harabya glaubte ihnen nicht und sie bemerkte,
dass Katy und Kaylee sehr nervös waren und dass sich in Einsiedeln
schon viele merkwürdige und seltsame Dinge ereigneten. Die Nonne
lächelte sanft und setzte sich auf Kaylees Bett. Dann fing sie an von
ihrer Vergangenheit zu erzählen.
Früher lebte sie in Syrien. Mit 6 Jahren musste sie in die Schweiz
flüchten, denn ihr Land wurde von ISIS angegriffen. Ihr Vater kämpfte
tapfer, doch wurde er traurigerweise von einer Bombe getroffen.
Sie hatte eine liebevolle Mutter, die mit 5 Monaten schwanger war.
Einer der Feinde stach ihr mit einem scharfen Messer in den Bauch,
so starben ihre Mutter und das Baby. Mit verheulten Augen und voller
Trauer kam Harabya in die Schweiz. Sie kam zu einer netten Pflegefamilie.
Dort hatte sie drei Schwestern und einen Bruder. Sie lernte
schnell die Sprache und gewöhnte sich an die Kultur ihrer Familie.
Mit sechzehn beschloss sie, Theologie zu studieren. Mit zwanzig
übte sie ihren Traumberuf, Lehrerin, aus. Mit fünfundzwanzig wollte
sie Nonne werden und Gott dienen.
Kaylee und Katy waren zutiefst berührt. Die beiden beschlossen,
Harabya die Wahrheit zu erzählen, denn sie wussten, dass sie ihr
vertrauen konnten. Kaylee erzählte, dass sie und Katy mit Shy gestritten
hatten. Und sie sich am Wunschbrunnen wünschten, das
Shy verschwindet. Doch als Shy nicht mehr zur Schule kam, wollten
sie den Wunsch rückgängig machen. So gingen sie zum Wunschbrunnen,
wollten davon trinken. Doch es kam nur Pech heraus. Versehentlich
tranken sie davon und lagen nun krank.
Shy tauchte in den nächsten Tagen nicht auf. Viele Leute machten
sich auf die Suche, sogar die Polizei suchte sie. Drei Jungs waren
an der Reihe, die Bibliothek zu putzen. Als sie ein altes Buch putzen
wollten, fiel ihnen auf, dass sich der Boden bewegt hatte. Sie mussten
dem auf den Grund gehen. Sie räumten alle Bücher weg und
drückten gegen die Wand. Tatsächlich öffnete sich eine Falltür. Sie
wollten reingehen, doch dann klingelte es. Wegen dem spannenden
Erlebnis konnten sich die drei Jungs nicht mehr auf den Unterricht
konzentrieren.
Als die Jungs und die Nonne in die Kirche wollten, rief die Polizei die
Nonne an. Die Polizei sagte, dass sie trotz komplizierten Suchaktionen
Shy noch nicht gefunden hatten. Als sie in die Kirche gingen,
merkten alle sofort, dass ein Finger der Schwarzen Madonna weiss
angemalt war. Die drei Jungs fingen gleich an zu überlegen, wie das
passieren konnte. Sie flüsterten miteinander und dachten an die
übelsten Verschwörungstheorien. Auch die Nonne war verwundert.
In der Kirche war auch Pater Augustus. Der Pater musste mit der
Nonne ein wichtiges Gespräch führen. Als Jounes dies hörte, ging er
sofort hinter die grosse Kirchensäule, um die beiden zu belauschen.
Der Pater sprach mit der Nonne ganz leise. Es war also schwierig für
Jounes, alles zu verstehen. Augustus sagte der Nonne, dass nicht
nur der Finger weiss angemalt war, sondern dass auch ein Putzmann
getötet worden war. Und dass Meinrads Sargdeckel aufgeschoben
war. Als Jounes dies hörte, lief er schnell zu seinen zwei Freunden
und erzählte alles ganz aufgeregt.
Die Jungs schlichen in der Pause zur Bibliothek, was sich leider ein
bisschen verzögerte, weil Dario vergessen hatte, seine Mathe Hausaufgaben
fertig zu machen und Yulian um die Lösungen anflehte.
Gerade als sie bei der Bibliothek ankamen, war dort ein Zettel, auf
dem geschrieben stand: Es werde darum gebeten, die überaus wertvollen
Bücher und Regale nicht zu verschieben. Werde dies nicht
befolgt, werde eine Gefängnisstrafe in Erwägung gezogen. Unterzeichnet
Pater Augustus.
An einem dunklen Sommertag kam ein mysteriöser Mann in einem
schwarzen Mantel, schwarzer Hose und schwarzen Schuhen in einem
schwarzen Porsche angefahren. Seine Nase war spitzig, er hatte
einen sehr kurzen Haarschnitt, trug einen schwarzen Hut. Er war
etwa 1.90 m hoch, hatte lange Beine, einen grossen Kopf und dunkelbraune
Augen.
Der Mann lief ins Krankenhaus, nahm den Lift in den 2.Stock und
dann ging er in das Zimmer 209. Er sagte, Shy gehe es gut. Er sagte,
wenn sie wieder gesund werden, werde er ihnen zeigen wo sie ist. Er
sagte, es sei ein himmlischer Ort. Er verabschiedete sich leise und
ging langsam hinaus. Kaylee und Katy redeten über diesen Mann. Es
war mysteriös. Jetzt ging es ihnen leider nicht besser, es ging ihnen
nur schlechter. Dann kam der Arzt und gab ihnen ein Beruhigungsmittel.
Die Jungs gingen langsam in den Klostergarten. Es war ca. 23 Uhr
30. Dario in seinem goldigen angesprayten Pyjama und seinen
schwarzen Flip-Flops, die er bei einer Tankstelle gefunden hatte,
pflückte ein paar Kräuter, die heilen sollten. Jounes pflückte Tollkirschen
und passte auf, dass sein Pyjama mit Hunden drauf nicht
dreckig wurde. Yulian pflückte Mohn, weil das schläfrig machte, er
hatte ein gelbes Pyjama an und war in den Socken in den Garten
gegangen. Dario fand eine Rose und wollte sie pflücken, zuckte aber
sofort zurück, weil er in die Dornen gefasst hatte. Dario sagte zu
ihnen, dass eine Maus ihn gebissen habe. Yulian sagte ihm, dass er
seine Fresse halten soll. Die Jungs gingen ins Zimmer von Harabya
und mischten ihr Mohn ins Wasser für einen tiefen Schlaf. Ihr Zimmer
war sehr schlicht.
Die Jungs schlichen zur Bibliothek und öffneten die Falltür. Hinter der
Falltür war ein dunkler modriger Raum, in dem ein Mädchen sass,
das stark im Gesicht blutete. Sie hielt einen verwesten haarigen
Unterarm mit einer Hand, die den Mittelfinger zeigte. Dario schrie:
„Wäääh!!“, rannte davon und verlor seinen linken Flipflop. Yulian und
Jounes halfen dem Mädchen, das stark nach Hundekot und verdorbenem
Fleisch roch. Das Mädchen zögerte erst, rückte aber mit der
scheinbaren Wahrheit heraus, als die Jungen ihr Essen anboten. Das
Mädchen behauptete, dass sie vor einer Woche in die Bibliothek gegangen
sei, weil sie ein Buch ausleihen wollte, doch plötzlich hätte
sich die Falltür geöffnet. Sie ging hinein, weil sie neugierig wurde,
da schloss sich die Falltür und sie war gefangen. Nach ein paar Tagen
fand sie einen Flur, in dem ein toter Pfarrer war, der wohl wahrscheinlich
schon eine ganze Weile dort lag. Sie hatte so Hunger und
ass ihn auf. Yulian und Jounes hatten vollstes Verständnis.
Dario kam wieder zurück mit einem gefakten, goldig angesprayten
Schweizer Sackmesser, bei dem er die Säge aufgeklappt hatte, bei
dem die Spitze fehlte. Das Mädchen schaute ihn mit einem sorgen13
erfüllten Blick an und fragte ihn, ob er krank sei. Er sagte: „Schau
meine krassen Skills an.“ Er bewegte sein Sackmesser in der Luft
und gleich darauf zerbrach es in mehrere Stücke. „Mist“ schrie er,
„ich hätte kein Sackmesser im Secondhandshop kaufen sollen.“
Jounes beruhigte Dario und sagte ihm, dass das Mädchen nicht irgendwie
der Tod war.
Klasse 6a Schule Kügelillo (Lehrerin: Lena Tosconi)
Schreibcoach: Lea Gottheil
Tagebuch++++++++++++
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