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"Was schreist du mir zu, Millionenstadt...?" Zweitletztes Frankfurter Tagebuch

Auf ihrer Reise besuchte die Reisegruppe der Atelierschule Zürich den Frankfurter «Main Tower» und hatte das Vergnügen, die Metropole aus 200 Metern Höhe zu betrachten. Schreibauftrag: Ein Essay zum Thema «Frankfurt: Eine moderne Stadt?» oder zur Altstadt Frankfurts und deren Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg.

Katharina Rapp 20.06.2019

«Was schreist du mir zu, Millionenstadt, aus deinen verworrenen Strassen?» Mit diesem Zitat Goethes will ich meinen Text einleiten. Frankfurt, eine Stadt welche Zerstörung, Gewalt, Wiederaufbau und Liebe erlebt hat.

Eine Skyline so unregelmässig wie eine Gebirgskette, neben penetranten in den Himmel ragenden Hochhäusern stehen kleine bunt-angemalte Häuschen.

Jedoch, nicht vor langer Zeit sah dieser Ort noch ganz anders aus, nach den 75 Luftangriffen, welche die schon dazumal Millionenstadt Frankfurt zwischen 1940-1945 über sich ergehen lassen musste, blieb nur noch ein Häufchen Elend, ein Hauch von nichts übrig.

Mit der Zeit begann der Wiederaufbau der dem Boden gleichgemachten Stadt. Das erste Gebäude, welches rekonstruiert wurde, war die Pauluskirche, ein Hoffnungsschimmer für die Bevölkerung? Doch da man die Stadt zeitgemäss aufbauen wollte, entstanden immer mehr Hochhäuser und moderne Bauten, die Stadt Frankfurt entwickelte sich zu einer sehr ausgeprägt wirtschaftlichen Stadt. Dann kam der Umschwung und die durch den 2. Weltkrieg komplett zerstörte Altstadt Frankfurts wurde teils nachgebaut, die Vergangenheit lebt wieder auf. Durch diesen Aufbau der Altstadt entspricht Frankfurt meiner Meinung nach nicht mehr der altbekannten Utopie einer modernen Stadt. Es entstand ein Bruch, ein Bruch zwischen Alt und Neu, der Vergangenheit und der Zukunft.

Doch nun stellt sich mir die Frage, was ist der Grund für diese sehr teure Rekonstruktion? Ist es ein Widerstand gegen das Loslassen der Vergangenheit? Eine Erinnerung an das Geschehene? Oder will man mit der neusten Altstadt der Welt den Tourismus Frankfurts fördern?

Meiner Meinung nach erstellt man eine Illusion, indem man die Vergangenheit genauso aufzugreifen probiert, wie sie einst war. Womit ich jedoch keinesfalls sagen will, dass ich die Bauten nicht schön finde, jedoch macht es in meinen Augen nicht so viel Sinn, für einen sehr kleinen Teil einer sehr grossen Stadt 200 Millionen Euro zu investieren und dafür den sozialen Wohnungsbau zu vermindern oder sogar einzustellen.

Projekt 113 - "Weimarer Reise-Journal" Jugendliche der Atelierschule Zürich schreiben auf ihrer Reise nach Weimar. Schreibcoach: Selma Matter (ehemals Mitglied der JULL Stadtbeobachter*innen).

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