Stein mit Lippenstift
- office08827
- 3. Juni
- 1 Min. Lesezeit

Pünktlich um 17 Uhr zieht eine dunkelschwarze Regenwand hinter den Hardhochhäusern auf. Wir stehen am Bullingerplatz vor dem Kirchenturm mit dem – nicht grössten, aber – schönsten Zifferblatt der ganzen Stadt. Ins Kirchenhaus strömen Menschen unterschiedlichster Couleur, sie tagen hier im Parlament. Wir studieren Garderoben und Frisuren und sinnieren über Parteizugehörigkeiten. Die Regenwand kommt näher, jetzt auch mit bedrohlich stürmischem Wind, wir fliehen ins Bullingerhaus. Die Stadtbeobachter*innen, heute sind es 5, setzen sich an die Fenster und beobachten die Bullinger-Steine. Sie notieren ihre Gedanken. Kann ein Stein überhaupt denken? Wie beschreibe ich Totheit und kann ein Stein sehen, aber nicht hören? Einer der Steine hat Lippenstift bekommen, der Regen wäscht ihn nicht weg, sagt die Pfarrerin. Pünktlich um 19 Uhr ist das Gewitter vorbeigezogen und die Stadtbeobachter*innen ziehen weiter in alle Richtungen.
Die Stadtbeobachter*innen treffen sich das nächste Mal am 18. Juni von 17 bis 19 Uhr, dann wieder im JULL. Um Anmeldung wird gebeten: office@jull.ch
Lesen: www.stadtbeobachter-innen.ch
Wer bei den Stadtbeobachter*innen schreibend vorbei schauen möchte, meldet sich bitte an (office@jull.ch).
JULL-Projekt 45 - Stadtbeobachter/innen - Jugendliche beschreiben ihr Zürich. Schreibcoaching und Redaktion: Gina Bucher. Die Texte der Stadtbeobachter/innen finden Sie auf: www.stadtbeobachter-innen.ch.
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